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Von der ersten Geschäftsidee bis zum Pitch

In fünf Jahren hat Julia Kerschbaum 16 Teams mit 65 Schülerinnen und Schülern in die Welt der Start-ups begleitet.

Entrepreneur Education Porträt Julia Kerschbaum

Julia Kerschbaum ist überzeugt, dass Angebote wie business@school Jugendliche selbstbewusster machen. Foto: Foto Raabe GmbH

Eigentlich unterrichtet sie an der Leibnizschule in Wiesbaden Biologie und Spanisch. Doch Julia Kerschbaum hat noch eine dritte Leidenschaft: die Wirtschaft. Seit 2019/2020 engagiert sich die Lehrerin mit großem Einsatz in der Initiative business@school der Boston Consulting Group (BCG). Ein Schuljahr lang tauchen Oberstufenschülerinnen und -schüler hier in drei Stufen in die Welt der Wirtschaft ein. Analysieren in Phase 1 und 2 zunächst ein Groß- beziehungsweise Kleinunternehmen, bevor sie in Phase 3 eine eigene Geschäftsidee samt Businessplan entwickeln. 

Im Gespräch mit der Geschäftsstelle Gründung in school des Bundeswirtschaftsministeriums verrät die 38-Jährige, warum es sich lohnt, business@school in den Schulalltag zu integrieren.
 

Was spornt Sie bei „business@school“ besonders an? 

Dass sowohl die Schülerinnen und Schüler als auch wir Lehrkräfte wirklich ein Schuljahr lang vertiefte Einblicke in die Wirtschaft und in konkrete Unternehmen erhalten: Wie sieht eine Bilanz aus? Was ist eine Gewinn- und Verlustrechnung und wie ermittle ich den Markt für mein Produkt? Ein großer Anreiz ist auch der Wettbewerbscharakter und das Mitfiebern mit den Teams: Am Ende jeder Phase gibt es einen Schulentscheid, bei dem die Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnisse jeweils vor einer externen Jury präsentieren. Wer gewinnt, ist beim Picht-Event in der jeweiligen Region dabei und kann sich für das Bundesfinale in München qualifizieren, wo die 12 besten Teams aus Deutschland in einem Pitch-Event gegeneinander antreten. 
 

Wie aufwändig ist eine Umsetzung im Schulalltag?

Es bedeutet schon einen Zusatzaufwand: Als Lehrkraft begleite ich die Teams oft über die 90 Minuten hinaus, die das Projekt bei uns als Wahlfach im Unterricht umfasst. Aber es lohnt sich – allein schon, um mitzuerleben, wie die Jugendlichen in dem Schuljahr über sich hinauswachsen und am Ende auf der Bühne ganz selbstbewusst ihre Geschäftsidee präsentieren. Außerdem ist die Unterstützung durch das Team von business@school wirklich großartig. Jedes Schülerteam hat einen Coach, der es begleitet. Für uns Lehrkräfte gibt es außerdem kostenlose Fortbildungen und hilfreiche Unterlagen, etwa zum Thema Künstliche Intelligenz im Unterricht; und für die Schülerinnen und Schüler ein Präsentationstraining von echten Wirtschaftsprofis.
 

Was sind Ihre persönlichen Tipps für interessierte Kolleginnen und Kollegen?

Entscheidend für den Erfolg ist, dass sich sowohl die Lehrkräfte, aber auch die Schülerinnen und Schüler mit einer gewissen Arbeitsbereitschaft auf das Projekt einlassen. Dazu sollte das Projekt an der Schule schon einen gewissen Stellenwert einnehmen, mindestens als Wahlfach. Wichtig ist zudem, transparent zu machen, dass das Projekt wirklich Türen in die Wirtschaft öffnet und die Jugendlichen auch nach der Schule davon profitieren. Neben dem Fachwissen nehmen sie ja ganz viele Schlüsselqualifikationen mit, die für ihr späteres Berufsleben, aber auch in unserer Gesellschaft immer wichtiger werden: Teamgeist, Eigeninitiative, kritisches Denken, Kreativität oder Problemlösefähigkeit.
 

Was sind die Dos und Don’ts für die Schülerinnen und Schüler?

Sie sollten einfach loslegen; beispielsweise damit, einen Kooperationspartner anzuschreiben oder einen Prototyp zu bauen, um gleich zu sehen, was noch zu optimieren ist. Um wirklich weiterzukommen, müssen die Jugendlichen viel Eigeninitiative zeigen und auch bei Rückschlägen ihre Ziele fest im Auge behalten. Erfolgsentscheidend ist letztlich, dass alle im Team immer an einem Strang ziehen und gemeinsam für ihre Geschäftsidee brennen. Absolute Don’ts sind im Umkehrschluss, wenn einer im Team als Einzelkämpfer auftritt, nicht hinter der Geschäftsidee steht oder sich von der ersten Niederlage gleich ausbremsen lässt. Ein weiteres Don’t für das Team ist es, Dinge aufzuschieben, nur weil vielleicht eine Antwort auf eine Mail noch aussteht. Meine Empfehlung an die Schülerteams: zusammenhalten und einfach machen!
 

Ihr Fazit: Warum sollten Schulen sich Angeboten wie business@school öffnen? 

Weil es dadurch gelingt, theoretisches Wissen mit der realen Wirtschafts- und Arbeitswelt zu verknüpfen. Wenn die Schülerinnen und Schüler in Phase 3 an ihren Businessplänen feilen oder Kooperationspartner anschreiben, entwickeln sie ein praktisches Verständnis von Wirtschaft. Sie müssen selbständig und lösungsorientiert im Team arbeiten. Letztlich stärkt business@school auch das Unternehmertum in Deutschland, denn viele Jugendlichen stellen dabei fest: Gründen ist eigentlich gar nicht so schwer!

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