Der Gründungswettbewerb als Türöffner fürs Start-up

Aus seinem Businessplan, den er 2021 bei JUGEND GRÜNDET eingereicht hat, ist inzwischen ein erfolgreiches Start-up entstanden. Foto: Eric Aldea – Campus Founders
Er ist ein Senkrechtstarter, der den Begriff Start-up mit Leben füllt: Mit 12 bringt sich Florian Scherl selbst das Programmieren mit Python bei. Mit 15 entwickelt er sein erstes KI-Modell mit Pytorch und mit 18 – mitten im Abi – gründet er mit FAST AI Movies seine erste Kapitalgesellschaft. Heute führen er und sein Co-Founder Philipp ein Team von zehn Mitarbeitenden und sind aktuell auf der Suche nach weiteren Vollzeitkräften.
Mit der Geschäftsstelle Gründung in school des Bundeswirtschaftsministeriums hat der 21-Jährige über seinen Weg zum Start-up-Gründer gesprochen, über seine Key-Learnings, seine größten Fehler und die wichtigsten Mentoren und Motivatoren.
Was ist die Idee hinter FAST AI Movies und wo stehst du aktuell damit?
Unser Produkt ist eine KI-gestützte Softwarelösung, die aus einfachen Skripten animierte Erklärvideos macht, vor allem Produkt- und HR-Videos. Das funktioniert so: Der Kunde lädt bei uns ein Dokument hoch, also zum Beispiel ein PDF aus der Softwareabteilung, ein Produkthandbuch oder eine neue Dienstvorschrift; und unsere Software generiert daraus vollautomatisiert ein Schulungsvideo mit KI-animierten Sprechern, Piktogrammen und Diagrammen sowie interaktiven Quiz-Elementen. Ein dezentraler Wissenstransfer, der ankommt. Aktuell nutzen mehr als 30 Kunden aus der Finanzindustrie, der öffentlichen Verwaltung und dem Maschinenbau unsere KI-Software.
Wer oder was hat dich auf deinem Weg unterstützt?
Mentoring und Unterstützung sind das Wichtigste, was man als Junggründer mitnehmen kann. Und da hatte ich vom ersten Moment an großes Glück. Einer der Juroren, die bei JUGEND GRÜNDET unsere Geschäftsidee bewertet haben, ist Anwalt und hat mich rechtlich beraten. Weitergebracht haben mich auch die vielen Accelerator- und Inkubator-Programme, an denen ich teilgenommen habe. Weil ich dort Antworten bekam auf viele Fragen: Wie baue ich ein Team auf? Wie gehe ich auf Kunden zu? Wie führe ich Interviews? Und weil ich dadurch in Kontakt mit anderen Gründern kam. Von der ersten Minute an hat uns mein damaliger Lehrer unterstützt; und seit dem vergangenen Jahr haben wir mit Ewor ein Unternehmen als Investor, das von sehr erfahrenen Start-up-Gründerinnen und -Gründern geführt wird und uns hilft, unser Start-up auf das nächste Level zu heben.
Wer oder was hat dich zum Gründen inspiriert?
Im Prinzip der Wettbewerb von JUGEND GRÜNDET, aber auch weitere Start-up-Jugendwettbewerbe wie Startup Teens oder der Deutsche Gründerpreis für Schülerinnen und Schüler. Davor war ich eher technisch unterwegs, rein in der Programmierung. Der eigentliche Startpunkt meiner unternehmerischen Laufbahn war, als wir in der Oberstufe im Rahmen eines Seminars bei JUGEND GRÜNDET mitgemacht haben. Dort bin ich überhaupt erst in Kontakt gekommen mit dem Thema Entrepreneurship und habe meinen ersten Businessplan eingereicht. Für ihn bekam ich dann den KI-Sonderpreis: einen Hochleistungsrechner, gestiftet von dem Pforzheimer Unternehmer Carsten Kraus, selbst einmal ein Junggründer. Mit dem leistungsstarken Rechner konnten wir unsere ersten KI-Modelle verfeinern und den nächsten Schritt tun.
Welche Hürden gab es zu überwinden?
Ein Start-up zu gründen ist ein bisschen wie eine Achterbahnfahrt mit vielen Talsohlen. Bei uns ging das damit los, dass wir unser Produkt zunächst vollkommen an der Zielgruppe vorbei entwickelt haben. Weil ich überzeugt war, dass wir die Idee dahinter möglichst lange geheim halten müssen, damit es keiner nachbaut. Stattdessen hätten wir das Produkt gleich mit Kunden testen sollen. Ein anderer Fehler war, dass wir unsere gesamte Code-Architektur auf einer sehr schlechten Basis aufgesetzt haben. Eine weitere Hürde war, dass die Umsatzsteuer-Identifikationsnummer nicht da war, als wir die ersten Verträge mit Kunden abschließen wollten. Eigentlich gibt es beim Gründen keinen Tag ohne eine Hürde. Aber das Schöne ist, dass man jede Herausforderung auf eine Art und Weise lösen kann, und das macht Mut für den nächsten Schritt.
Warum lohnt es sich also zu gründen?
Ein Start-up lässt sich nur mit sehr, sehr viel Zeiteinsatz weiterbringen. Das sollte man im Hinterkopf haben und sich immer wieder klarmachen: Was habe ich geschafft? Wo waren wir vor einem Jahr? Wo vor einem Monat und wo stehen wir jetzt? Wir selbst sind mit FAST AI Movies mit 0 Euro gestartet, hatten irgendwann einen Jahresumsatz von 100.000 Euro und haben jetzt unseren ersten Investor. Das sind Meilensteine, die einen fürs Dranbleiben belohnen. Ebenso wie der Wert, der durch das Produkt entsteht. Durch unsere KI-Software machen wir das Wissen für Mitarbeiter in Unternehmen greifbarer, das ist ein wertvoller Impact. Ebenso wie die Arbeitsplätze, die wir damit schaffen. Das sind alles Dinge, die einen tagtäglich aufs Neue motivieren und einen gerade in Talsohlen daran erinnern, dass man schon große Schritte getan hat.
Ein kurzes Video mit Florian Scherl und seinen ganz persönlichen Tipps an alle, die gründen wollen, ist auf Youtube unter 3 Tipps fürs Gründen zu finden.